Interview mit Herman Teering zur Digitalisierung in der Logistik
Die Zukunft der Logistik ist digital. Speditionsunternehmen fordern zuverlässige Lösungen, um die Datenübertragung im Nachrichtenaustausch zu beschleunigen und eine reibungslose Sendungsabwicklung zu gewährleisten. Softwareanbieter wiederum arbeiten mit Nachdruck an digitalen Lösungen, die in der Lage sind, jeden Aspekt der Lieferkette abzudecken. Wir sprachen mit Herman Teering, Geschäftsführer von DGOffice, über Veränderungen in der Branche, aktuelle Projekte auf EU-Ebene und den Ansatz des Unternehmens zur Digitalisierung in der Logistik.
Digitalisierung ist heutzutage ein wichtiger Faktor für Erfolg in der Logistikbranche, was hat sich in den letzten Jahren in Bezug auf den Transport von Gefahrgut verändert?
„Nun, der Wandel ist definitiv erkennbar, findet aber nur sehr langsam statt. Wenn wir uns den Bereich Luftfracht anschauen, reicht der Prozess der Digitalisierung ein wenig weiter zurück, aber im Allgemeinen ist er eher langsam und geschäftsgetrieben. Es begann mit einem zwischenbetrieblichen Datenaustausch, bei dem die Unternehmen im Grunde alles digitalisiert haben, von dem Moment an, in dem eine Sendung gebucht wurde, bis zu dem Zeitpunkt, an dem diese ihr Ziel erreicht. Heutzutage sind die Prozesse vollständig transparent und digital. Die Unternehmen sind in der Lage, detailliert nachzuverfolgen, wo sich ihre Sendung befindet. Wenn man den Vergleich zu anderen Transportarten zieht, wird die Veränderung noch deutlicher. Schaut man beispielsweise auf Geschäftsmodelle wie die Gefahrgutabwicklung, findet die Dokumentation in diesem Bereich immer noch weitestgehend auf dem Papier statt. Es gibt ein paar Initiativen, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, das zu ändern. DG Office ist Teil dieses Wandels und beteiligt sich aktiv an der Entwicklung von Prozessen und Standards für den papierlosen Datenaustausch, um unseren Kunden zu helfen, voranzukommen. Wo nötig, passen wir uns dem allgemeinen Standard an, der von Behörden oder anderen Geschäftsorganisationen vorgegeben wird. Unsere Kunden sind auf der ganzen Welt verteilt, wir wickeln alle Verkehrsträger auf globaler Ebene ab, also versuchen wir, diese Welten zusammenzubringen und denken nicht nur an einen einzelnen Verkehrsträger, sondern immer multimodal.“
Gibt es interessante aktuelle Projekte zur Digitalisierung des Speditionswesens in der EU, an denen DGOffice beteiligt ist?
„In letzter Zeit gab es einige Veränderungen im Bereich Airline-Messaging. Die meisten Unternehmen sind vom alten Cargo-IMP auf Cargo-XML umgestiegen und jetzt mit der ONE Record Initiative sehe ich auch, dass viele Regierungen, insbesondere die deutsche Regierung, daran interessiert sind, in Sachen Digitalisierung voranzukommen. Eine der jüngsten Initiativen auf EU-Ebene ist die elektronische Frachttransportinformation (e-FTI), ein standardisiertes Format, das jeder rund um den Globus nutzen kann und das die Verarbeitung von Daten wesentlich erleichtert. Diese Standards werden mehr oder weniger auf höherer Ebene entwickelt und diskutiert. Ich denke, am Ende, wenn die e-FTI implementiert ist, wird sie hoffentlich helfen, die Dinge zu beschleunigen. Ich hoffe, dass diese Standards eines Tages auch für die internationalen Handelswege gelten und sich nicht nur auf den Straßentransport oder die Binnenschifffahrt innerhalb Europas konzentrieren, sondern auch internationale Standards wie See- und Luftfracht einschließen. Es wäre großartig, wenn wir zu einem gemeinsamen Standard kommen würden, der überall oder zumindest zwischen den Mitgliedsstaaten innerhalb der Europäischen Union akzeptiert wird. Apropos Luftfracht: Das Einzige, was im gesamten Prozess der Frachtanmeldung noch nicht digitalisiert wurde, ist die Notification To Captain (NOTOC). Im Moment ist es eine NOTOC-Nachricht (NTM), die vom Handling Agenten manuell gesendet wird und dazu gedacht ist, die NOTOC-Daten in ein Format zu bringen, das auf einen Flugzeugcomputer geladen werden kann. Im Grunde genommen ist das, was man mit einer NOTOC macht, das Manifestieren der Daten, die von früheren Partnern geliefert und für den Flug gruppiert werden. Ein wichtiger Faktor bei diesem Wandel hin zu einem digitaleren Ansatz ist der Akzeptanzprozess. Die Deklaration von Gefahrgut, von der die NOTOC nur ein einfacher Teil ist, ist immer noch ein rechtliches Dokumentationsverfahren, das im Falle eines Zwischenfalls vollständig vorgelegt werden muss. Wenn nur einige wenige Teilnehmer in der gesamten Lieferkette das digitale Format akzeptieren, ist man einfach nicht in der Lage, den gesamten Prozess zu implementieren. Wir müssen Investitionen tätigen, Systeme müssen ersetzt oder aktualisiert werden. Was wir als IT-Unternehmen an diesem Punkt tun können, ist, funktionierende Systeme für unsere Kunden zu etablieren und ihnen dabei zu helfen, die Transformation in ein digitales Zeitalter voranzutreiben.“
Welche digitalen Standards erwarten Speditionsunternehmen oder Fluggesellschaften von einem Software-Anbieter für die Dokumentation und Abfertigung von Gefahrguttransporten?
„Wir haben Ende letzten Jahres eine Marktumfrage zu diesem Thema gemacht. Wir haben mit unseren Kunden gesprochen und ihnen Fragen gestellt, wie zum Beispiel: Was unternehmen Sie in Bezug auf die Digitalisierung? Was sind Ihre Erwartungen? In welche Richtung möchten Sie sich entwickeln und was wünschen Sie sich von uns? Nun, die allgemeine Richtung ist in der Tat hin zur Nutzung digitaler Formate, eine Verlagerung vom traditionellen Austausch von Papierdokumenten hin zu elektronischen Datenformaten. Letztendlich ist es ein schwieriger Prozess und die Kosten sind immer ein Thema. Wir versuchen, Lösungen zu entwickeln und anzubieten, die in das System integriert sind und den Aufwand, der auf Kundenseite betrieben werden muss zu senken. Die wichtigste Aufgabe besteht darin, zu beweisen, dass die Lösungen funktionieren. Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Akzeptanz. Wenn wir den europäischen Markt betrachten, sind nach wie vor starke Unterschiede bei der Implementierung neuer Technologien oder Dokumentformate innerhalb der Mitgliedsstaaten erkennbar. Was wir als Unternehmen tun können, ist sicherzustellen, dass wir den Kunden Lösungen anbieten und uns an den jeweils erforderlichen Standard anpassen. Ich denke, aus Sicht der Automatisierung ist es das, was wir gut können, und das Gleiche gilt für Riege Software. Wir sind gut darin, unseren Kunden die notwendigen Tools zu liefern und sicherzustellen, dass sie ihr Geschäft weiterhin betreiben können. Wir halten uns daran, dass wir die Tools für sie bereithalten, wann immer sie diese brauchen.“
DGOffice ist Teil der Dangerous Goods Transport Information Network Association, die es sich zum Ziel gesetzt hat, einen effizienteren Austausch von elektronischen Informationen im Transportwesen zu fördern. Können Sie uns einen Einblick in die neuesten Errungenschaften gewähren?
„Die Dangerous Goods Transport Information Network Association (DGTINA) ist eine Gruppe von Experten, die derzeit an der Digitalisierung des Gefahrguttransports auf der Straße (ADR), in der Binnenschifffahrt (ADN) und auf der Schiene (RID) arbeitet. Die Arbeitsgruppe etabliert einen Standard in Europa, der elektronische Transportinformationen für autorisierte öffentliche Stellen sofort verfügbar macht. Zum Beispiel für Rettungskräfte bei einem Zwischenfall oder Behörden, die die Informationen für eine Inspektion benötigen. Zu dieser Gruppe gehören auch Teilnehmer, die für staatliche Beratungsunternehmen arbeiten und Teil des DTLF (Digital Transport & Logistics Forum) sind, das von der Europäischen Kommission angestoßen wurde. Momentan konzentriert sich das Forum auf die e-FTI (elektronische Frachttransportinformation), eine Verordnung, die von der EU im Juni 2020 angepasst wird. Interessenten können mit der Erstellung von Anwendungen beginnen, und im Juni 2024 werden wir hoffentlich den ersten Satz elektronischer Informationen haben, was ein weiterer wichtiger Schritt in die digitale Zukunft der Logistik ist.“
Es gibt einen spürbaren Wandel hin zur Nutzung sauberer und erneuerbarer Energien in der Transportbranche, wie wirkt sich dieser Trend auf Ihr Unternehmen aus?
„Der Klimawandel und der Einsatz von nachhaltiger Energie rücken in der Transportbranche immer mehr ins Bewusstsein. Was wirklich helfen kann, den ökologischen Fußabdruck zu reduzieren ist die Verringerung der Papiermenge, die während eines Transportprozesses verwendet wird. Aber auch die Beschleunigung und schnellere und vollständigere Bereitstellung von Informationen durch die Digitalisierung der Daten kann dazu beitragen, den ökologischen Fußabdruck eines Unternehmens zu verringern. Zuverlässige Softwarelösungen für Speditionen spielen eine wichtige Rolle im gesamten Digitalisierungsprozess, da wir unsere Kunden mit den notwendigen Systemen und Werkzeugen unterstützen, um den Schritt in die Zukunft der Logistik zu gehen.“