Taucht ein in die Entstehungsgeschichte von Scope. In unserer mehrteiligen Blogpost-Serie erfahrt ihr, wie der digitale Standard für die Logistik ins Leben gerufen wurde. Alle Kapitel im Überblick: 

  1. Eine Idee setzt sich durch
  2. Die Zeiten ändern sich 
  3. Es bleibt alles anders 
  4. Noch nicht gut, aber schon schön
  5. Einmal vor und wieder zurück
  6. Und sie bewegt sich doch 

Aufbruch in eine neue Zeit

Wollte man sagen, die Geschichte von Scope beginnt 2006, als Christian Riege und einige Mitstreiter von Riege Software sich auf die Entwicklung von Scope konzentrierten, wäre das nur die halbe Wahrheit. Alles begann im Jahr 1978. Johannes Riege – nach dem Hauptdarsteller einer Fernsehserie ebenso liebe- wie respektvoll und auch im weiteren JR genannt – arbeitete zu jener Zeit im Rechenzentrum der Uni Bochum und trug nebenbei als selbständiger Programmierer zum Lebensunterhalt seiner Familie bei. 

Eines Tages kam der Repräsentant eines IT-Dienstleisters auf ihn zu und fragte, ob er für einen Kunden ein Programm schreiben könne, welches das Ausfüllen des Luftfrachtbriefes (Air Waybill – AWB) durch einen Computer anstelle einer Schreibmaschine ermöglicht. JR erkannte sofort: Das ist eine Chance, die man vielleicht nur einmal im Leben bekommt. Und sagte zu. Anfang September 1978 wurde sein Programm am John F. Kennedy Flughafen in New York erstmals in Betrieb genommen und war ein voller Erfolg. JR und JFK, das passte. Die von ihm geschriebene Software für Luftfracht Export war so überzeugend, dass 1979 der Auftrag für ein Luftfracht Import System folgte.

Beide Anwendungen zusammen kann man zu Recht als eines der ersten professionellen Transport Management Systeme für die Logistikindustrie bezeichnen. JR nannte es Professional Cargo System, kurz ProCarS. ProCarS war revolutionär, innovativ und seiner Zeit immer einen Schritt voraus. So war es bereits Mitte der 1990er Jahre möglich, nach Abschluss einer Luftfracht Exportsendung ein elektronisches Dokument zu erzeugen, das später in modifizierter Form unter dem Namen e-AWB bekannt werden sollte.

ProCarS war zunächst nur auf der Hardware des Dienstleisters lauffähig, der JR den Auftrag vermittelt hatte. Doch einige Jahre später gelang es ehemaligen Mitarbeitern, den Compiler (Software zur Übersetzung des Quellcodes einer Programmiersprache in einen für den Computer und dessen Betriebssystem ausführbaren Maschinencode) von dessen Hardware-Plattform zu lösen. Damit war ProCarS ab sofort auf den immer populärer werdenden IBM PCs und deren Klonen lauffähig.

Geschrieben ist ProCarS in der Sprache DATABUS, die sich heute Programming Language for Business oder kurz PL/B nennt. Der Vorteil von PL/B: Es besaß seit Anfang der 1970er Jahre eine integrierte Datenbank und dank der ersten kommerziellen lokalen Netzwerke konnten mehrere Rechner in diesem Netzwerk auf diese Datenbank zugreifen. Außerdem verfügte PL/B über Operationen, die es erlaubten, einen Bildschirm Text-basiert direkt anzusteuern und Daten von der Tastatur zu lesen. Das war damals ein absolutes Novum und ist auch heute noch ein Alleinstellungsmerkmal.

Fortsetzung folgt...

Digitale Logistik mit dem Menschen im Mittelpunkt